Sonntag, 7. September 2014

Der Aberglaube

Früh am Morgen wachte ich von dem Lärm der Nachbaren auf. Ich schlich mich aus dem Haus auf die Strasse und sah mehr als ein dutzend farbenfroh gekleidete Inder, welche Musik spielten und unter dem Trommelwirbel sangen. Der Gesang war eine Mischung aus gregorianischer Kirchenmusik und Rap, und das in einer Sprache die ich von hinten bis vorne nicht verstand. Erst als ich genauer hinschaute sah ich den Sarg in der Mitte der Menschenmenge stehen.
Seit der Beerdigung stellen die Nachbaren jeden Morgen eine Portion Reis auf einem Bananenblatt für die Verstorbene aufs Vordach. Sobald die Raben es essen, heisst das, die alte Dame kehrt in einer etwas anderen Form zu ihrer Familie zurück.
Somit weichen die Verstorbenen-solange das Essen gegessen wird-nie  ganz von ihnen.